: Spannungen garantiert
Durch ein 2:1 über St. Pauli steigt der 1. FC Köln in die Bundesliga auf. Das ist maßgeblich das Werk von Trainer Friedhelm Funkel. Dennoch könnte er den Fans bald schon nicht mehr gut genug sein
aus Köln ERIK EGGERS
Draußen, vor dem Stadion, wogte und tobte immer noch das euphorische Volk, draußen erklangen noch die enthusiastischen Gesänge der entrückten Fans, die den sehnlichst erwarteten vorzeitigen Aufstieg des 1. FC Köln in die Erste Bundesliga mit einem Potpourri kölschen Liedguts zelebrierten. Drinnen lehnte derweil Dirk Lottner, dessen Trikot ein schwerer Dunst aus Kölsch und Schweiß umgab, lässig an einem Pfeiler vor der Spielerkabine und gab nach dem 2:1-Heimsieg gegen den FC St. Pauli bereitwillig Auskunft. Die Saison reflektierend, wunderte er sich fast ein wenig, nie in eine Situation geraten zu sein, „in der es richtig eng wurde“. Doch plötzlich verflog diese Lässigkeit, auf einmal verflog sein Perma-Grinsen, die letzte Frage nämlich kam ihm zu zeitig. Der Kapitän der Mannschaft zeigte wenig Lust, sich bereits in diesem Moment mit den Zielen für die nächste Saison zu beschäftigen. „Muss das jetzt schon sein?“, fragte er. Es musste. „Na gut“, meinte daraufhin Lottner etwas unwirsch, „unser Ziel muss natürlich der Klassenerhalt sein.“ Dann folgte ein Satz, den die Kölner Fans nur äußerst ungern vernehmen: „Auch wenn wir der 1. FC Köln sind, müssen wir bescheiden sein.“
Das ist eine Vokabel, die kaum Platz findet im Wortschatz des Kölner Anhangs. Die Fans träumen nämlich schon wieder von den ganz großen Fußballfesten: von sagenhaften Siegen gegen die Bayern und sogar schon von nahenden Triumphen über Real Madrid. Dass der Wiederaufstieg auf wahrlich unprätentiöse Art und Weise zustande gekommen war, dass Lottner, Scherz & Co. sich stets auf Standards und Ergebnisverwaltung verlassen konnten, ficht den Kölner Fan dabei nicht an. Das Verlangen nach einer Wiederholung des letzten großen Erfolgs vor exakt 25 Jahren, als der FC unter Hennes Weisweiler das letzte Mal deutscher Meister wurde, ist größer.
An solchen Erwartungshaltungen sind nicht wenige Trainer zerbrochen. Auch Friedhelm Funkel wird sich bald mit derartigen Ansprüchen auseinander setzen müssen. Der bisweilen spröde wirkende leitende Angestellte bemühte sich daher sichtlich um eine angemessene Würdigung seiner erfolgreichen Tätigkeit: „Man kann nicht beeindruckender aufsteigen“, sagte er und erinnerte stolz daran, dass Köln „mit dem kleinsten Kader in diese Saison gestartet ist“. Der Druck sei groß gewesen, so Funkel, jedem sei von vornherein klar gewesen, „dass die Mannschaft zerfällt, wenn sie nicht aufsteigt“.
Dennoch bleibt es ein Grundproblem für Funkel, dass er von den Fans zwar akzeptiert, aber nicht geliebt wird, weil er kein Heilsbringer ist und keine Visionen vermittelt. Weil er keiner ist wie etwa Christoph Daum, den die Fans nach der Entlassung Ewald Lienens so vehement gefordert hatten, gegen dessen Verpflichtung aber angeblich große Sponsoren etwas einzuwenden hatten. Funkel, so lässt die brutale Kölner vox populi stets verlauten, sei der richtige Coach um aufzusteigen, für die Bundesliga indes tauge er nicht.
Dabei sind dem unglamourösen Trainer handwerkliche Fehler nicht vorzuwerfen. Und auch an den Neuverpflichtungen für die nächste Saison gibt es kaum etwas auszusetzen, schließlich konnte der Klub sogar hochklassige Vereine im Wettlauf um begehrte Profis ausstechen. Den ukrainischen Nationalstürmer Andrei Voronin etwa hatten auch spanische Klubs umworben, der derzeitige Zweitliga-Torschützenkönig vom FSV Mainz wechselt wie alle Profis ablösefrei. An Innenverteidiger Mustafa Dogan (Fenerbahce Istanbul) war angeblich auch Lazio Rom interessiert. Weiterhin beim FC neu unter Vertrag: Torhüter Stefan Wessels vom FC Bayern, der Bade ersetzen soll, Stürmer Marius Ebbers vom MSV Duisburg und der Bochumer Mittelfeldakteur Sebastian Schindzielorz.
„Im Rahmen unserer Möglichkeiten habe ich meine Wunschspieler zusammen“, verkündete Funkel schon vor Wochen; die finanziellen Möglichkeiten waren angesichts der sinkenden Fernseheinnahmen infolge der Kirch-Pleite auch in Köln nicht berauschend. Berauscht waren und sind hingegen die Fans, und sie werden es auch weiterhin sein. Das alleine schon wird bald für Spannungen sorgen.